Donnerstag, 6. September 2018

Wie ein Salamander (aus "Wenn es dunkel wird...)

Meinen Freundinnen sagt man nach sie können gut mit Menschen umgehen,
ich dagegen kann eher gut Mitmenschen umgehen.
Sie versuchen mich zu verstehen,
irgendwas in mir zu sehen,
doch meine Lippen pressen sich stetig aufeinander
und ich bleibe verborgen unter den Platten wie ein Salamander.
Ich kann das nicht so ausdrücken,
mit großen Worten bemalen und ausschmücken.
Mir fehlt die Gabe aus einer Anzahl von Buchstaben,
die Wörter zu bilden,
die meine Gefühle gesucht haben.
Denn ich fühle ja schließlich,
manchmal bin ich überglücklich,
manchmal denke ich mir: verdück dich!
Manchmal könnte ich Wände zertrümmern
und manchmal tausend neue bauen voller Tatendrang den ganzen Tag lang,
mich kümmern um alle, da sein.
manchmal geht mir auch alles nur da rein
und hier wieder raus.
Manchmal hat mein Leben mehr Lachgeschichten als die Sendung mit der Maus.
Manchmal bin ich himmelhochjauchzend zu Tode betrübt,
und dann immer noch strauchelnd, durchlöchert wie ein Sieb.
Doch egal was sich in mir regt,
was mich beschäftigt und bewegt,
ich finde nicht die rechten Worte dafür
und horte dafür alles in mir wie in einem großen Keller.
Doch er füllt sich zusehends und macht ihn nicht heller
Ich weiß ich darf nicht alles in mich hineinfressen,
muss es hin und wieder teilen und mit jemandem gemeinsam aufessen.
Doch ich zittere davor wie in einem Kühlschrank,
weil es für mich nie nach einem richtigen Gefühl klang
zu viel von mir Preis zu geben,
wollte eher still und leis leben.
Ohne zufiel Aufsehen zu erregen,
mich leise auf einsamen Wegen bewegen.
So bewege ich mich,
tanze im Lichte der Einsamkeit,
mache mich in mir selber breit.
Trinke die Tropfen und benetze meine Lippen mit Morgentau,
ein Ort auf den ich ohne Sorgen schau.
Denn hier bin nur ich,
lasse die Wolken und den Wind vorbeiziehen,
mich nur von meiner inneren Sonne führen ohne vor mir zu fliehen.
Atme feuchtes Laub, verstaubte Erinnerungen und rostige Lieder,
lasse nichts an mich ran und bewege mich so immer wieder,
tanze ganz alleine
und alle Gedanken sind nur meine.
Ich weiß es könnte anders sein,
doch leis' bilde ich mir ein.
Dass ich nicht kann und bleibe allein
in meinem Schneckenhaus.
Niemand kann rein

und ich nicht raus


 

Dieses Gedicht findet man auch in meinem ersten Sammelband.