In "Tagträume" erzählt ein namenloser Protagonist von seinen Erlebnissen und Gedanken. Tagebucheinträge, alte Erzählungen und wirre Gedanken rund um das Träumen an sich und die Sehnsucht nach Liebe wechseln sich dabei ab. Wer einen kleinen Eindruck von der Geschichte bekommen würde, dem seien die zwei folgenden Textauszüge empfohlen:
"Heute Nacht bin ich aufgewacht. Einfach so. Ohne einen speziellen Gedanken. Ich setzte mich auf, schaltete mein Nachtlicht ein. Alles war ruhig und gewöhnlich.
Ich stand auf, tapste leise aus meinem Zimmer und schlich zu Haustür. Ziellos machte ich mich auf. Irgendwann erreichte ich einen Hügel, umgeben von Mais und Getreidefeldern. Ich hielt inne und atmete die kühle Nachtluft ein.
Alles war so unwirklich. Ich spürte das Blut an meiner Schläfe pulsieren, als wäre es das Ticken einer Uhr die meine mir noch verbleibende Zeit auf dieser Welt herunter zählt."
"Gleich
sehe ich sie im Traum. Ich schalte das Radio an. Ein Liebeslied. Ich
muss lachen. Ganz unwillkürlich. Ganz unwillkürlich muss ich
lachen. Ich habe Galgenhumor wie es scheint. Vielleicht lache ich
auch nur, weil es nicht zum Weinen reicht.
Das
wäre die plausiblere Lösung, weil es eigentlich doch zum Heulen
ist. Wie ich ihnen hinterher laufe, gackernd, lechzend, wie ein
Drogenabhängiger auf Entzug warte ich auf jeden Blick, jedes Wort,
dass sie von sich gibt, ich hänge ihr an den Lippen, ohne ihren
Lippen jedoch in irgendeiner Form nah zu sein. Es ist schon
verzweifelnd. Doch braucht es nur ein billiges Lied im Radio und
schon bin ich wieder am Lachen.
Mir
ist nicht zum Lachen zumute. Ganz im Gegenteil. Doch das spielt in
diesem Moment keine Rolle. Für diesen Moment ist es gut so, obwohl
ich eigentlich weiß, dass überhaupt nichts gut ist. Dennoch muss
ich mir manchmal, ganz selten, in kurzen, winzig versteckten Momenten
der Wahrheit etwas eingestehen:
Ein
bisschen, aber auch nur ein geringes vermindertes bisschen, fühle
ich mich wohl in meinem Kummer."
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